Die Corona-Pandemie hat sich auf vieles negativ ausgewirkt – auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Priv.-Doz. Dr. Sabine Perl erklärt, was dies mit Bluthochdruck zu tun hat und was gerade Frauen aktiv dagegen tun können.
Priv.-Doz. Dr. Sabine Perl
Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie
Präsidentin der Österr. Gesellschaft für Hypertensiologie
Foto: Foto Lola
Welche Ursachen kann Bluthochdruck haben?
Einerseits gibt es genetische Veranlagungen und andererseits spielen Lifestyle-Faktoren eine Rolle. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem Übergewicht, salzreiche Ernährung und, vor allem bei Frauen, auch Stress. Frauen haben häufig aufgrund von Beruf und Familie eine Mehrfachbelastung, die einen einfach nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Das heißt, auch der Blutdruck kommt nicht mehr zur Ruhe, und ich sehe häufig, dass Frauen dadurch einen Stresshypertonus entwickeln. Hier ist vor allem der diastolische Blutdruck, also der zweite Blutdruckwert, erhöht.
Wo und wie kann Bluthochdruck gefährlich werden?
Es geht dabei immer um das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko – einerseits akut und andererseits schleichend. Bei Werten über 140 zu 90 besteht ein langfristiges Risiko für die Gefäße, Arteriosklerose zu entwickeln. Das wiederum kann zu Herzinfarkten, Schlaganfällen, Herzinsuffizienzen und Vorhofflimmern führen. Diese Erkrankungen führen zu einer dauerhaften Einschränkung der Lebensqualität.
Frauen haben häufig aufgrund von Beruf und Familie eine Mehrfachbelastung, die einen einfach nicht mehr zur Ruhe kommen lässt.
Eine der Hauptursachen für Bluthochdruck ist Stress – ein Thema, das durch die Corona-Pandemie besonders deutlich geworden ist. Wie kann man dem entgegenwirken?
Gerade bei Stress-Bluthochdruck hat Ausdauerbewegung eine ausgezeichnete Wirkung. Ich empfehle daher, sich zumindest dreimal pro Woche für eine halbe Stunde draußen an der frischen Luft zu bewegen. Unserem Herz-Kreislauf-System tut Bewegung unheimlich gut und gleichzeitig lüftet man dadurch seinen Kopf durch. Nehmen Sie sich bewusst diese Zeit! Außerdem sind Entspannungstechniken, wie Yoga oder autogenes Training, sehr zu empfehlen.
Übergewicht wirkt sich, wie Sie erwähnt haben, ebenso negativ auf den Blutdruck aus. Inwiefern spielt auch hier die Corona-Pandemie eine Rolle?
Wir haben gesehen, und dafür haben wir auch Daten, dass Herz-Kreislauf-Ereignisse in der Pandemie zugenommen haben. In den letzten eineinhalb Jahren habe ich in der Klinik und meiner Ordination außerdem deutlich mehr Spitalseinweisungen aufgrund von Bluthochdruck gesehen. Hierfür spielen sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle. So ist man vielleicht später zu Ärztinnen oder Ärzten gegangen, aber auch Bewegungsmangel, Übergewicht und psychische Belastung haben sich negativ ausgewirkt.
Was können insbesondere Frauen tun, um Bluthochdruck aktiv vorzubeugen?
Wichtig sind regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung. Darüber hinaus sollte auch regelmäßig Blutdruck gemessen werden, etwa im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen. Gerade im Wechsel kann sich der Blutdruck bei Frauen durch die Hormonumstellung verändern. Es macht grundsätzlich Sinn, sich ein Blutdruckmessgerät anzuschaffen. Wenn man in der Selbstmessung über 135 zu 85 liegt, dann sollte man dies mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.
Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es dann?
Die Behandlung besteht aus Lifestyle-Empfehlungen und einer medikamentösen Therapie in Abhängigkeit von der Höhe des Blutdrucks und weiteren Risikofaktoren. Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung kann hier den Weg sehr klar vorgeben, die Patientinnen sollten aber auch regelmäßig selbst zu Hause den Blutdruck messen. Wenn eine Therapie eingeleitet wurde, ist es wichtig, diese auch regelmäßig einzunehmen.
Damit es erst gar nicht so weit kommt: Was sollten insbesondere Frauen vermeiden?
Rauchen, eine salzreiche Ernährung, Übergewicht und Stress!